Das erste Biermischgetränk

Das urbayerische Getränk – Bier mit Zitronenlimonade – hieß zuerst Russ. Es bestand zur Hälfte aus Weiß- oder Weizenbier und zur anderen Hälfte aus klarer Zitronenlimonade. Für die Herkunft des Begriffes Russ liegen verschiedene Erklärungen vor.

Die häufigste literarisch anzutreffende Variante ist, dass die Russ’n-Maß aus dem Jahr 1918 ein Kind der Revolution war. Erstmals wurde Bier im Mathäser-Keller mit Zitronenlimonade zusammengemischt. Nach dem ersten Weltkrieg trafen sich dort im Keller nämlich überwiegend kommunistische Anhänger einer Räterepublik. Ob sie kein Bier mehr hatten und sich gezwungen sahen, die Bierkrüge mit Zitronenlimonade aufzufüllen oder ob sie verhindern wollten dass sie zu schnell vom hohen Alkoholkonsum müde wurden, ist nicht überliefert. Jedenfalls sprach sich das neugeschaffene Mischgetränk schnell herum und erfuhr große Beliebtheit. Deswegen heißt das Radler in Bayern noch Russ oder Russe.

Im Laufe der heutigen Zeit entwickelten viele regionale Brauereien Bier-Mischgetränke, wie zum Beispiel das Frankenheim blue, das zu 40 Prozent mit Cola gemischt wird. Viele Jugendliche greifen während ihrer ersten Alkohol-Erfahrungen auf diese Mischgetränke zurück, da diese nicht so herb schmecken wie pures Bier.

Durch die Mischung ist der Alkoholgehalt mit etwa 2,9 Volumenprozent um die Hälfte niedriger als bei Bier.

Staatsbrauereien

Auch viele Städte erkannten durch die immer reicher werdende Kirche, dass das Bierbrauen sehr lukrativ ist.

Das Hofbräu-Bier zum Beispiel wurde im Jahr 1589 von Herzog Wilhelm V. von Bayern ins Leben gerufen. Mit Ausrufung der Republik im Jahr 1919 wurde die Brauerei dem Freistaat Bayern zugeschrieben und wurde somit staatlich.

Die größte heute noch existierende Staatsbrauerei ist die Rothaus-Brauerei mit Ihrer wohl bekanntesten Biermarke Tannenzäpfle. Besonders bei jungen Kunden gilt sie schon als Kult.

Gebraut von Studenten

Weihenstephan hingegen ist die kleinste der drei Staatsbrauereien.

Die Brauerei ist Teil der technischen Universität München. Hier immatrikulierte Studenten können auf dem Weihenstephaner Berg der Stadt Freising gemeinsam mit ihren Professoren nach alter Tradition Bier brauen. Durch die Studenten mit technischem Verständnis wurden die technischen und wirtschaftlichen Abläufe stets analysiert und verbessert. Die Brauerei Weihenstephan nennt sich selbst die älteste Brauerei der Welt.

Weihenstephan macht einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro im Jahr. Rothaus liegt bei 78 Millionen und Hofbräu bei 49 Millionen Euro.

Grundsätzlich ist der Absatz von Bier allerdings rückläufig. Das hat auch mit dem sehr umkämpften Markt zu tun. Viele Kunden greifen auch nur noch zu besonderen Anlässen in die Bierkiste.

Wer hat das Bier erfunden?

Um herauszufinden, wo genau das Bier erfunden wurde und wer dafür verantwortlich ist, wollen wir als erstes einen Blick auf das Wort werfen.

Das Wort „Bier“

Eine Information vorab: Die Etymologie des Wortes Bier ist leider ungeklärt. Unter den Sprachwissenschaftlern herrscht Uneinigkeit und daher gibt es verschiedene Erklärungsversuche, woher das Wort Bier stammt. Womöglich wurde es aus dem vulgär lateinischen biber, zu Deutsch Trank, abgeleitet. Darauf deutet aus dem Althochdeutschen bior und aus dem Frühhochdeutschen beor hin.

Auf der anderen Seite könnte das Wort allerdings auch aus dem Zusammenhang der indogermanischen Wurzel kommen. Hier bedeutet bher oder bhreu übersetzt kommen, sieden, wallen.

Heute können wir das Bierbrauen bereits bis zum 4. Jahrtausend vor Christus nachvollziehen. Nach oft zitierten Überlieferungen ist es durch Zufall vor etwa 6.000 Jahren in Mesopotamien entstanden. Dieses Gebiet ist heute zu großen Teilen dem Irak zugehörig und dem Nordosten des heutigen Syrien. Hier befand sich zumindest der Kernbereich Mesopotamiens auf der heutigen Landkarte.

Der Zufall

Im Jahre 4000 v. Chr. ließ irgendwo zwischen Tigris und Euphrat ein Bäcker des Völkes Sumerer seinen Teig zu lange in der Sonne gehen. Der Gärprozess im Zusammenspiel mit der wärmenden Sonne und den Hefekulturen wurde in Gang gesetzt. Am Ende kam dabei eine Masse heraus, die zum einen sehr klebrig war, aber vor allem eine beschwipste Wirkung hatte. Genau das waren die Zusammenwirkungen der Substanzen im heutigen Bier. So lautet jedenfalls die Legende.

Die Einwohner des Zweistromlandes von Mesapotamien, die Sumerer, entwickelten jene “Bier-Kultur” weiter. Das sehr begabte und hochentwickelte Volk brachte in kurzer Zeit 4 verschiedene Methoden hervor, aus Getreideteig, welches vergoren war, süffiges Bier herzustellen. Viele Frauen der Sumerer zogen das Bier aus dem sogenannten Emmer vor. Das war die erste überlieferte Weizenart der menschlichen Geschichte. Das heutige Dinkelgetreide ist mit diesem vergleichbar.

Auch in den Nachbarländern wie zum Beispiel Ägypten lieben die Menschen das Bier. Das ist auf Funden und Schätzen der damaligen Zeit entsprechend zuverlässig überliefert.

Auch in den ersten Weltliteraturen ist das Wort “Bier” bereits erwähnt worden. So bekommen wir Gewissheit, dass die Weltbewohner bereits sehr früh in der Menschheitsgeschichte mit dem Thema Bier vertraut waren.

Weniger die Herstellung des Bieres als vielmehr das Biertrinken gab es natürlich auch bei den uns bekannten germanischen Völkern. Das belegen hinreichende überlieferte Funde aus der Zeit um Achthundert v. Chr. in Form von Krügen und Amphoren. Im germanischen Stamm war so geregelt, dass das Bierbrauen die Aufgabe der weiblichen Stammesmitglieder war. Die Männer kümmerten sich dann eher um das Trinken.

Viele Bierbrauer der heutigen Zeit sind den Menschen von damals sehr dankbar. Wäre der Bäcker nicht gewesen, würden wir heute höchstwahrscheinlich kein Bier haben oder es hätten die menschen erst später von den Superkräften der Hefe Kenntnis erlangt.

Die Geschichte des Biers

Besonders im frühen Mittelalter wurde die Kunst des Brauens perfektioniert und weiterentwickelt. Die Mönche wurden zu wahren Meistern der Braukunst. Das Schweizer Kloster aus St. Gallen ist die erste Brauerei unter der Leitung von Mönchen. Diese Information stammt aus einer Chronik, die im Jahre 820 nach Christus entstanden ist.

Um Kosten zu sparen, beschäftigten sich die Mönche nicht nur mit dem Bierbrauen. Seit diesem Zeitpunkt war auch der Anbau des Getreides und des Hopfens ihr Metier. In ganzen Hopfengärten versuchten sie, die Anbaukultur weiterzuentwickeln und neue Geschmacksrichtungen zu kreieren. Nicht zuletzt ging es ihnen in der damaligen schweren Zeit auch darum, ein besonders nahrhaftes Produkt herzustellen, denn die Kirche war nicht – wie in der heutigen Zeit – reich, sondern teilweise genauso arm wie das Volk. Daher haben die Mönche auch oft während der Fastenzeit Bier getrunken, denn das Bier brachte dem Körper Kalorien, brach aber nicht das Fasten.

Vom Papst erlaubt

Um sicherzustellen, dass das Oberhaupt der Kirche tatsächlich während der Fastenzeit dem Biergenuss zustimmte, entschieden sich die Mönche, dem Papst höchstpersönlich eine Probe ihres Spezialbieres zu schicken. Dieser Legende nach verkostete der Papst das Bier allerdings nicht.

Den langen Weg über die Alpen nach Rom überstand das Gebräu nämlich nicht unbeschadet, sondern landete als saure Brühe vor den Füßen des Papstes. Dieser sah in dem Genuss dieser ihm unbekannten Brühe, die dazu wahrscheinlich auch noch unangenehm roch, eher eine Buße und gab dem Genuss während der Fastenzeit seinen Segen, ohne selbst probiert zu haben. Im alten Rom war selbstverständlich Wein das Getränk Nummer eins und der Pontifex Maximus konnte mit dem Bier nichts anfangen. Aber auch im alten Rom finden sich Hinweise, dass das Bier Cervisia genannt wurde nach Ceres, der Göttin der Feldfrüchte.

Die Mönche hatten nach der Trink-Erlaubnis des Kirchenoberhauptes natürlich viel zu tun. Denn es sprach sich herum, dass während der Fastenzeit Bier getrunken werden durfte. Daher florierte der Handel und viele Klöster sprangen auf den Zug auf.

Viele Klöster – und nicht zuletzt dadurch auch die katholische Kirche – wurden dadurch sehr reich. Das Geschäft mit dem Klosterbier und dem Segen vom Papst höchstpersönlich spornte die sehr gläubigen Menschen der damaligen Zeit an, Bier zu kaufen.

Im Laufe der Zeit wurden auch berauschende Zusätze von den Menschen verwendet, die die Alkohol-Wirkung des Bieres verstärken sollten.

Die Brauwirtschaft im Mittelalter

Die Zeit der großen Kaufleute begann mit der Erschließung der Handelswege. Aber auch Handwerker wurden durch ihr Fachwissen und Können reich. Nicht zuletzt profitierten dadurch natürlich auch die Bierbrauer. Der wirtschaftliche Boom war nicht mehr aufzuhalten, vor allem in den gut angeschlossenen Hansestädten.

Zum Beispiel entwickelte sich die Hansestadt Bremen zum bedeutendsten Brauhandelsplatz: Von hier aus gingen große Mengen Exportbier in das benachbarte aber auch ferne Ausland. Unter den Abnehmern waren England, Skandinavien, Flandern und die Niederlande.

Die Stadt Hamburg war zu jener Zeit auch bekannt als „das Brauhaus der Hanse“.

In 600 Brauereien lagerte im sechzehnten Jahrhundert der Gerstensaft dieser Stadt. In Regionen rund um die HotSpots des Bierbrauens war die Brauwirtschaft der wichtigste Arbeitgeber. Das Bier aus dem Norden Deutschlands hatte in dieser Zeit einen deutlich besseren Ruf als das aus den Mönchs-Brauereien in Bayern. Besonders das mitteldeutsche Städtchen Einbeck machte sich einen Namen als Braustadt. In der florierenden Brauwirtschaft gab es natürlich auch schwarze Schafe. Nicht wenige Dorfbrauereien wurden als Panscher entlarvt, die sich auf Kosten Ihrer Kunden bereichern wollten.

Die Stadt Augsburg (Bayern) machte sich in der damaligen Zeit einen Namen als Bierverdünner. Der Geschichte nach hat Kaiser Friedrich I. – auch bekannt als Barbarossa – eine Strafe in Höhe von fünf Gulden verhängt, wenn in der Stadt schlechtes Bier ausgeschenkt wurde. Das war im Jahr 1156.

Auch andere Städte hatten mit dem Ruf zu kämpfen, dass sie Bier panschten. Eine Verordnung, die im ganzen Land Geltung fand, manifestierte erst am 23.04.1516 von den beiden Brüdern Herzog Wilhelm IV. von Bayern und Ludwig X. In diesem Gebot stand geschrieben, dass zur Bierherstellung lediglich Wasser, Hopfen und Gerstenmalz verwendet werden durfte: Das deutsche Reinheitsgebot war geboren.